In der aktuellen, repräsentativen Shell-Jugendstudie aus dem Jahr 2024 wurden auch Fragen zur sexuellen Orientierung, zur Einstellung gegenüber queeren Menschen sowie zum psychischen Wohlbefinden gestellt. Die Ergebnisse zeigen, dass neun von zehn der befragten Männer und acht von zehn der befragten Frauen sich als „ausschließlich heterosexuell“ bezeichnen (Shell-Jugendstudie 2024: 133). Jeweils 1 % der befragten Jugendlichen bezeichnen sich als „ausschließlich homosexuell“. Interessant ist, dass sich 6 % der männlichen Jugendlichen und 16 % der weiblichen Jugendlichen innerhalb dieses Spektrums einordnen (ebd.). Hier scheint die Fluidität von Kategorien zuzunehmen. Je jünger die Befragten sind, desto häufiger geben sie „weiß nicht“ bzw. „keine Angabe“ an. Es ist zu beobachten, dass eine Selbstbezeichnung mit zunehmendem Alter relevanter wird.
Bei der Einstellung gegenüber queeren Menschen lässt sich – wie auch schon in den letzten Jahren – eine zunehmende Akzeptanz beobachten. So geben aktuell 10 % an, dass sie es „nicht so gut fänden“, wenn sie neben einem homosexuellen Paar leben würden. Wie auch in anderen Studien wird deutlich, dass die Ablehnung bei Männern mit 16 % höher ist als bei Frauen mit 6 %. Ebenso ist die Ablehnung bei denjenigen Befragten höher, für die Männlichkeit wichtig ist. Hier wird die Wirksamkeit von Männlichkeitsidealen deutlich (ebd.: 134). Ob es in der gesamten Gesellschaft weiter in Richtung Akzeptanz geht, bleibt eher zu hoffen, als dass es die Zahlen widerspiegeln. So wird in der Leipziger Autoritarismus-Studie (2024) deutlich, dass Transfeindlichkeit sowohl in Ost- als auch in Westdeutschland hohe Zustimmungswerte erfährt. Knapp 70 % finden, dass mit der Toleranz gegenüber Trans*-Menschen (latente und manifeste Transfeindlichkeit) übertrieben wird (Decker et al. 2024: 69).
Jugendliche mit einer nicht-heterosexuellen Orientierung fühlen sich einsamer als andere Jugendliche. Hier liegen nach wie vor höhere psychische Belastungen vor (z. B. durch den Prozess und die Bewältigung des Coming-outs). Festzustellen ist auch ein Unterschied zwischen Stadt und Land (ebd.: 136). Die umfangreicheren Ressourcen in Städten scheinen ein wichtiger Indikator für das Wohlbefinden zu sein. Umso wichtiger erscheint der Ausbau von queeren Ressourcen im ländlichen Raum bzw. der Ausbau seriöser digitaler Ressourcen.
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