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Sexualität und Recht

Das Buch Sex-Gender-Crime. Rechtsfragen zur sexuellen Selbstbestimmung von Gabriele Kokott-Weidenfeld und Kurt-Peter Merk stellt die aktuellen rechtlichen Rahmenbedingungen im Bereich Sexualität und Recht dar. Die Autorin und der Autor sind in der Hochschullehre tätig, spezialisiert auf die Themenfelder Kinder- und Jugendhilferecht sowie Familien- und Sozialrecht.


Die aktuelle Auflage aus dem Jahr 2024 behandelt das Rechtsgut der sexuellen Selbstbestimmung und richtet sich insbesondere an Fachkräfte in sozialen Berufen. Es stellt kurz und knapp auf 200 Seiten die aktuelle Rechtssprechung zum Thema Sexualität und Recht dar.



In den nach vier Einheiten gegliederten Kapiteln geht es im ersten Abschnitt um juristische Annäherungen, wie z.B. Sexualität und Pornografie. Das zweite Kapitel behandelt die sexuelle Selbstbestimmung im allgemeinen Rechtssystem. Beispielsweise werden hier die Ehe und die Sexarbeit besprochen. Das dritte Kapitel stellt die Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung dar, um im vierten Kapitel mit den Fragen nach Zeugnisverweigerung und Schweigepflicht zu enden.


In Abschnitt A bspw. wird darauf eingegangen, ab wann von einer sexuellen Handlung ausgegangen wird. So wurde „die Frage, ab wann man von einer sexuellen Handlung sprechen kann, die letztlich auch eine Form von Gewaltanwendung beinhaltet, weiter abgesenkt“ (S.22). Hier wird deutlich, wie auch die Rechtssprechung in Bewegung ist und sich den Diskursen in einer Gesellschaft anpasst. Auch Worte können gem. der aktuellen Rechtssprechung unter die als sexualisierte Gewalt bezeichneten sexuellen Handlungen fallen.


Am Ende des vierten Abschnitts erläutern die Autorin und der Autor die zivilrechtlichen Klagemöglichkeiten anhand des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG). So wird beschrieben, dass auch das „catcalling“ (z.B. Hinterherpfeifen) oder das unaufgeforderte Zusenden von Nacktbildern gem. §3 Abs. 4 AGG eine Form von sexueller Belästigung ist. Dabei liegt die Beweislast des Nichtvorliegens der Belästigung bei der vermuteten ausführenden Person (S.191).


Die Ausführungen im zweiten Abschnitt zum Thema Geschlechtsangleichungen wirken unnötig. Hier werden Behauptungen, wie bspw. es handele sich bei Jugendlichen um ein „In“-Thema aufgestellt, welche nicht belegt werden. Die Aussagen decken sich nicht mit der aktuellen Forschungslage (vgl. dazu Becker-Hebly et al. 2022).


Durch die vielen Fallbeispiele und Erläuterungen sind die Ausführungen auch für nicht-juristisch geschulte Fachpersonen gut nachvollziehbar. Die Sprache im Buch ist beschreibend und verständlich und die einzelnen Bereiche lassen sich durch die übersichtliche Gliederung schnell finden.


Das Buch ist eine Empfehlung und erläutert verständlich und knapp die Rechtslage und entsprechende Urteile. Neben der guten Orientierung im Themenfeld der sexuellen Selbstbestimmung gilt es dennoch zu beachten, dass auch dem deutschen Sexualstrafrecht „kein konsistentes Gesamtkonzept zugrunde [liegt]“ (Renzikowski 2017, zit. nach Valentiner 2021, S.79).



Zitierte Literatur:



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